Spirits
Feen – Spiegel
(Le Miroir aux Fées)
Der Vollmond scheint durch die Wolken bleich,
erhellt uns den Weg durch die Nacht.
Er führt uns hin zum Spiegelteich
Und hält über uns stille Wacht.
Der Wind, dessen Hauch wir noch eben verspürt’,
der leise die Zweige bewegt’,
der die Oberfläche des Wassers berührt’,
hat still sich zur Ruhe gelegt.
Das letzte Gekräusel im Teiche vergeht,
wie ein Spiegel liegt er nun da.
Die Maid auf dem Steine am Ufer steht.
Die Göttin, sie ist uns so nah.
„Oh zeige uns, was uns’re Zukunft wird sein,
zeig uns den Weg und das Ziel!“
Die Priesterin schaut in den Spiegel hinein,
jedoch sie erkennt nicht viel.
Da tritt der Mond aus den Wolken hervor
Und spiegelt sich silbern im Teich..
Aus der Tiefe steigt eine Gestalt empor,
sie sieht der Priesterin gleich.
„Suchst du den Weg, das Ziel und mich,
so schau nicht ins Wasser hinein.
Blicke nur tief in dein eigenes ICH –
Findest alles tief in dir allein.“
Winternacht
Der Silbermond ruft mich hinaus
die Sterne nun zu schauen.
Verlassen will ich festes Haus
der Göttin zu vertrauen.
Sie, die mir zeigt ihr schönstes Kleid
in silberklarem Glanze,
sie raunt mir zu: "Mach dich bereitzu unserm Sonnwendtanze!"
Dort wo sie hält im Mondesglanz
die Welt in ihren Händen,
da fühl ich mich geborgen ganz,
könnt mich nie von ihr wenden.
Die Göttin an der Quelle
Vollmond mit seinem Silberglanz
erleuchtet sanft die Nacht.
Wir sammeln uns zum Frühlingstanz,
Graujäger aufgewacht!
Mit vielfach stimmigem Gesang
begrüßen wir das Licht.
So mancher Mensch lauscht uns gar bang,
birgt zitternd sein Gesicht.
Oh Wolfsgefährten, kommt herbei!
Mein Sehnsuchtsruf erschallt.
Unsere Herzen schlagen frei.
Wir streifen durch den Wald.
Island
Im Traume hört ich Odins Ruf
er lockte mich zur Reise
zum Wunderland, das er erschuf
mit Glut tief unterm Eise.
Tief in mir fühle ich, ich werde
zu diesem Land einst fahren,
zu seh'n die Wunder dieser Erde
und sie im Herz zu wahren.
Wo eisbedeckte Gipfel ragen
und Lava rot zu Tale fließt,
möcht lauschen ich den alten Sagen
aus denen mancher Ase grüßt.
Die Sehnsucht hin zu diesem Land
der Gletscher und Geysire,
durch Odins Ruf in mir entstand.
Ich harr, dass er mich führe.
Walpurgisnacht
Was die Christen furchtsam macht -
Schutz und Schirm ist uns die Nacht.
Und der helle Mondesglanz
ruft uns fort zum Hexentanz.
Vollmondglanz erhellt die Nacht -
spür die Macht!
Feuer lodert auf dem Feld
Mann zu Weib sich hier gesellt.
Dir, du Königin der Nacht
sei dies Fest heut dargebracht.
Raunen in der Dunkelheit:
Sei bereit!
Feuer knistert tief im Wald,
der Gehörnte naht schon bald.
Ist der Göttin ew’ger Sohn,
sei bereit, empfang die Kron!
Vollmondglanz erhellt die Nacht -
spür die Macht!
Abend am Moor
Zum Rande des Moores trugen mich meine Schritte
auf der Suche nach Einsamkeit
auf der Suche nach Stille
auf der Suche
nach dir?
nach mir?
Ich sitze unter einer Birke im Moos und sehe
dunkle Wasserflächen
dunkle Schatten
Dunkelheit
um mich?
in mir?
Mond und Sterne bahnen mit ihrem Licht einen Pfad
durch die Bäume
durch das Moor
durch meine Augen
in meine Gedanken?
in mein Herz?
Der sanfte Wind weht eine zarte Lichtgestalt zu mir
über das Moor
durch die Dunkelheit
auf den Schwingen der Nacht
lockend?
warnend?
Vertrauensvoll breite ich meine Arme aus und empfange sie
mit meiner Sehnsucht
mit meiner Wärme
mit meiner Liebe
in den Tiefen
meines Herzens.
Wo liegt Avalon?
Nutze die Zeit, die dir gegeben,
dieses, dein jetziges Leben zu leben!
Nimm es mit offenen Sinnen an,
was diese Welt dir geben kann!
Und mit der Zeit wirst du verstehen
achtsam durch dieses Leben zu gehen.
Es leitet dich durch Freude und Leid
zu den Tiefen deiner Persönlichkeit.
Die Apfelinsel im Sonnenschein
wirst du nur finden in dir allein.
Sie liegt weit jenseits von Raum und Zeit
tief in deinem Innersten bereit.
Ganz fern im Nebel alter Zeit
ward ich erbaut aus Fels und Stein.
Nach vielen Monden einst bereit
zu hüten eines Königs Gebein.
Und sieh - das Schicksal sich erfüllt!
Der Tapfre starb für Volk und Land.
Mein Dunkel seinen Leib umhüllt.
In mir er seine Ruhe fand.
Auf dass in einem neuen Leben
es ihm an gar nichts fehlen sollt,
ward ihm viel Reichtum mitgegeben
zuletzt der Schließstein vorgerollt.
Der Wald bedeckte meine Steine
viel tausend Jahre steh ich hier.
Sein Fleisch verging, doch die Gebeine
sie ruhn für alle Zeit in mir.
Der Spielmann aus dem Feenland
Es lebte einst vor langer Zeit auf einer Burg am Rhein
Der stolze Ritter Eberhardt mit seinem Töchterlein
Johanna hieß das Mägdelein, sie war des Vaters Stolz
Die Augen wie der Himmel blau, das Haar wie Ebenholz.
Tandaradei, Tandaradei,
Im Walde singt die Nachtigall im schönen Monat Mai
.
Es kamen Ritter viel herbei, sogar aus fernem Land,
zu werben auf der Burg am Rhein wohl um Johannas Hand.
Sie brachten Gold und Edelstein, der Minne hohe Kunst
und stritten im Turniere gar um dieser Schönen Gunst.
Tandaradei……
Johanna sah sie freundlich an, doch war sie Keinem hold.
Sie hielt nicht viel von Heldentum, begehrt nicht Schmuck und Gold.
Ein Spielmann auf der Wanderschaft, der hatte sie betört.
Mit Lautenspiel und Minnesang hat er ihr Herz berührt.
Tandaradei…
Die hohe Minne war es nicht, die ihm ihr Herz gewann.
Es war sein dunkles Augenpaar, das zog sie magisch an.
Er sprach: „Johanna, folge mir. Mein Reich ist wunderschön!
Manch Wunderdinge zeig ich dir, die du noch nie gesehn.“
Tandaradei……
Der Mond schien hell, die Luft war lau, die Nachtigall, sie sang.
Johanna sah den Liebsten nur, folgt seiner Stimme Klang.
Er führt‘ sie in den Zauberwald, da war's um sie gescheh‘n.
Es hat seit jener Vollmondnacht kein Mensch sie mehr geseh‘n.
Tandaradei….
Huldas Schutz
Der Weg nach Haus ist wohl eine Stund
er zieht sich gar so lang
der Schnee der wirbelt in die Rund,
den Kindern ist so bang.
Sie halten fest sich an der Hand
und stapfen durch den Schnee
Tränen ins kalte Gesichtchen gebrannt,
die Füße tun ihnen so weh.
Ihre Kraft sie geht zu Ende bald
sie wollen nur noch ruhn
und in dem tiefen Winterwald
den letzten Schlaf wohl tun.
Frau Hulda aus dem Fliederbusch
schaut auf die Kindlein klein
und hüllt in wohlig warmen Pelz
die kleinen Schlafenden ein.
Ein Schlitten kommt alsbald heran
zwei Wölfe vorgespannt
die mit den beiden Kindern dann
sind durch den Wald gerannt.
Im Einödhof brennt flackernd Licht
keinen Schlaf die Mutter fand.
Oh hätt sie doch die Kinder nicht
ins Dorf hinab gesandt.
Da polterts draußen vor dem Tor
sie springt hinaus gar schnell
und findet die schlafenden Kinder vor
gehüllt in ein Bärenfell.
Verankerung
Fest auf der Erde stehend
recke ich meine Arme
zum Himmel,
mein Antlitz
der Sonne entgegen,
sende meine Wurzeln
suchend in die Tiefe
mich fest zu verankern
in der Erde
trotzend den Stürmen.