Feenspiegel

Ausflüge

Draußen




ein Bild

 

Der Bach

Leise murmelnd, munter sprudelnd

die Quelle aus dem Fels entspringt

und wirbelnd, drehend, rollend, trudelnd

manch Kieselstein zu Tal sie bringt.

 


Auf ihrem Weg durch Waldes Halle

trifft sie auf Andere, die ihr gleich

und stürzt, vereint im Wasserfalle,

hinunter zum Libellenteich.

 


Dort warten Lurche und Forellen,

genießen froh die klare Flut.

Smaragd und türkis die Libellen

sind wohl vor ihnen auf der Hut.

 


Weiter springt das Bächlein munter

- nein, es mag nicht stille stehn -

eilet in das Tal hinunter,

um ein Mühlenrad zu drehn.

 


In weiten Bögen geht es nun

durch Wiese, Au und Ackerland.

Vergissmeinnicht und Dotterblum

bekränzen zart des Baches Rand.

 


Ich sitz am Ufer und verweile

an kühler Flut, genieß die Ruh.

Leb wohl, mein muntrer Bach und eile

nur immer deinem Ziele zu!




ein Bild

Der alte Kotten

Das Wasserrad steht lang schon still,

der Schleifstein dreht sich auch nicht mehr.

Kein Mensch, der hier noch schleifen will,

doch’s Wasser rauscht noch über’s Wehr.



Die Mauer aus gebrannten Ziegeln

umschließt die leeren Räume noch.

Die Tür lässt sich nicht mehr verriegeln,

das Dach hat schon so manches Loch.



Efeu mit dunkelgrünen Blättern

bedeckt schon fast das ganze Haus.

Eichkätzchen kann hier mühlos klettern

und drinnen wohnt die Fledermaus.



Viel Vogelnester, Spinnenweben,

ein Zwitschern, Huschen fort und fort.

Die ganze Wand erfüllt von Leben,

das Heimstatt fand an diesem Ort.

 





ein BildPetite Ile St. Michel

 

Stille lastet über der Bucht,
kein Windhauch regt sich.
Wie flüssiges Blei das Meer
unter düsterem Himmel.

Die Ruine auf der Insel,
Relikt einer Kapelle
schwarz wie ein Scherenschnitt
vor violett-grauen Wolken.

Plötzlich ein Riss in der Wolkendecke!
Letzter Gruß der untergehenden Sonne
zeichnet eine goldene Bahn
auf dem Meeresspiegel.

Meine Seele wandert
auf goldenem Pfad
zur Insel der Meerfrauen -
zu lauschen den ewigen Klängen der Nacht.




In der Morgenfrühe

Wenn der Sonne goldner Glanz die Felder weckt,

rosenfarb’ger Hauch die Wolkenränder ziert,

Lerchensang im Blau des Himmels sich verliert,

jeder Grashalm noch mit Tauperlen bedeckt,


zieh ich aus in die berauschende Natur,

die Lebenslust der durst’gen Seele schenkt,

und zum Wiesengrunde meine Schritte lenkt.

Meine Füße zieh’n im Gras die erste Spur.


Leises Zwitschern tönt aus Büschen wohl und Baum,

des Kuckucks Ruf klingt wie aus weiter Ferne,

ein Sprung Rehe zieht vorbei am Waldessaum,


am Himmelszelt verblasst der Glanz der Sterne.

Tageslicht vertreibet auch den schönsten Traum,

verlockend ruft mich weit hinaus die Ferne!







ein Bild





Lebenswege


Sonnenlicht malt helle Flecken auf den Weg.

Ich will fröhlich diese Wanderung wagen,

will weder murren, zögern noch verzagen,

setze meinen Fuß auf manchen schmalen Steg.


Ich will im Leben manches Wunder schauen,

von denen Sie so viele uns bereitet.

Vertraue Ihr, die meine Wege leitet,

und weiß ich kann auf Ihre Weisheit bauen.


Die Sehnsucht, die mich führt auf neue Pfade,

die abseits sich des Üblichen ergehen,

lässt schauen mich so mancherlei Gestade.


Und finde in der Fremde ich mich wieder,

fühl doch geborgen mich in Ihrem Arme

und leg mich ohne Furcht zur Ruhe nieder.











Frühnebel

Zarte Schleier steigen aus der Au,

wehen über Gräser leicht im Winde,

überzieh'n den Wald mit zartem Grau,

dass man Weg und Steg nicht wiederfinde.


 

Dichte Schleier hemmen jeden Laut.

Kühle lässt der Vögel Sang verstummen.

Verborgen ist vor mir, was mir vertraut.

Kein' Mücke oder Biene hör ich summen.


 

Graue Schleier ziehen durch den Wald

möchten hoch und höher steigen.

Und ich ahne, schon sehr bald

wird die Morgensonn' sich zeigen.





Steppenpferde

 

Die Erde erbebt vom Dröhnen der Hufe,
Staub wirbelt vom Grunde der Steppe empor.
Von Ferne ertönen des Wolfsrudels Rufe,
in Höhen und Tiefen ein schauriger Chor.

Näher und näher stürmt die Herde
mit wehenden Mähnen, die Nüstern im Wind.
Schwarze, weiße und braune Pferde
fliegen vorüber im Steppenwind.

Dampfende Leiber, beflockt von Schweiß
rollende Augen, die Muskeln gespannt!
Als letzter der Leithengst in leuchtendem Weiß
treibt seine Herde in sicheres Land.

Das Heulen der Wölfe ist längst schon verhallt,
andere Beute ward ihr Raub.
Die Herde verschwimmt in der Ferne bald.
Zu meinen Füßen senkt sich der Staub.